StÙ†dtereisen
von Johanners Bardong
Seit 2002 gehÙrt das Tal zwischen Bingen und Koblenz, durch das sich der Rhein in vielen Windungen seinen Weg bahnt, zum Weltkulturerbe der UNESCO. In diese Liste werden "Zeugnisse vergangener Kulturen und einzigartige Naturlandschaften, deren Untergang ein unersetzlicher Verlust für die gesamte Menschheit wÙ†re" aufgenommen. Als eine der schÙnsten Kulturlandschaften in Deutschland zÙ†hlt das Obere Mittelrheintal heute zu den beliebtesten Zielen für Touristen. Nirgendwo findet man auf so engem Raum eine solche Fülle mittelalterlicher SchlÙsser und Burgen.
Es sind nicht weniger als 40 Burgen, SchlÙsser und Festungen, die an den HÙ†ngen hoch über dem Oberen Mittelrheintal durch ihre mittelalterliche Baukunst imponieren. Ist man auf einer oben angekommen, genieÙƒt man einen wunderschÙnen Ausblick und die friedliche Ruhe, die vom leisen Wummern der vorbeiziehenden Schiffe untermalt wird. Dem Charme der alten FischerdÙrfer und Kurorte kann man sich kaum entziehen. Ein Besuch lohnt sich schon allein deshalb, weil es sich um eine der wÙ†rmsten Regionen Deutschlands handelt.
Rheinromantik und Tourismus
Mit der Romantik wurde das Tal für den Tourismus entdeckt. Von den Zeugnissen der glorreichen Vergangenheit und dem VergÙ†nglichen fasziniert, pilgerten Maler, Dichter, Schriftsteller und Komponisten in das zunÙ†chst unwegsame Tal mit seinen verfallenen Burgen. Auf schroffen Felssockeln überragen die restaurierten SchlÙsser und verfallene Festungen die kleinen Orte noch heute und scheinen mit der Landschaft verwachsen zu sein.
Die Geschichte gestaltete sich nicht immer so friedlich, wie der heutige Eindruck erwarten lÙ†sst. Das Ringen um die Herrschaft am Rhein begann, als hier die Nordgrenze des RÙmischen Imperiums verlief und setzte sich im Mittelalter aufgrund der ZollerhebungsmÙglichkeiten und spÙ†ter als Grenzregion zu Frankreich fort. Im Andenken an den deutsch-franzÙsischen Krieg und den errungenen Sieg kam nach 1871 eine neue Tourismusattraktion hinzu. Mit dem monumentalen Niederwalddenkmal erhebt sich ein fast 38 Meter hohes Standbild der Germania über den Rhein bei Rüdesheim. Auf der Suche nach nationaler IdentitÙ†t wurde es hier als Symbol für die Wiedererrichtung des Deutschen Kaiserreiches errichtet. Kurz nach der Fertigstellung wurde eine Seilbahn gebaut, auf der seitdem mehr als 20 Millionen Menschen aus aller Welt zum Denkmal gelangt sind.
Burgen, Macht und Besitz
Die Vielzahl der Festungen sind vor allem Zeugnisse geschichtlicher Machtkنmpfe und Kriege. Denn die Burgherren, die sich im Mittelalter den Besitz des Rheintals teilten, waren weniger an Landschaftserlebnissen, als an der strategischen Bedeutung des Ortes interessiert. Konnte man doch hier in idealer Weise die vorbeiziehenden Schiffe kontrollieren und Zoll verlangen. Eindrucksvolles Beispiel dafür ist die noch heute erhaltenen Burg Pfalzgrafenstein aus dem 14. Jahrhundert, die auf einer kleinen Felsinsel bei Kaub mitten im Rheinbett liegt. ـber ein Dutzend weitere Zollstellen sorgten dafür, dass die Rheinpfalz kein Schiff ungesehen passieren konnte.
Als die Feuer in den Kaminen noch nicht erloschen waren, dienten die gewinntrÙ†chtigen Burgen und Festungen der Sicherung von Macht und Besitz – als wehrhafte Wohn- und ZufluchtstÙ†tten vieler Familien oder Sitz berüchtigter Raubritter. Die Tage der Ritter mÙgen lange vorbei sein, dennoch fÙ†llt es leicht sich in hier in die Zeit zurückzuversetzen, als das Scheppern der Rüstungen, das Geklapper der Hufe und der Gesang der MinnesÙ†nger in den alten GemÙ†uern alltÙ†glich waren.
Hoch über St. Goar liegt die grÙÙƒte Burganlage am Mittelrhein, die Burg Rheinfels. Sie besitzt ausgedehnte Unterwelten. In St. Goarshausen auf der anderen Rheinseite befindet sich das Burgenpaar Katz und Maus. Der Legende nach sahen hier die Grafen von Katzenellenbogen auf die spÙ†ter erbaute kleinere Burg in der Nachbarschaft verÙ†chtlich herab und sollen ihr deshalb den Namen Maus verliehen haben. Heute befindet sich in der Burg Katz ein mittelalterlicher Adler- und Falkenhof mit tÙ†glichen Vorführungen.
Der Rhein: WasserstraÙƒe und Mythos
Eigentlich nur eine SchifffahrtsstraÙƒe, Verkehrs- und Transportweg von Waren und Menschen, ranken sich in den Tiefen des Rheins Sagen und Legenden, sollen die RheintÙchter bis heute auf dem Grunde des Stroms das Rheingold hüten. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts konnte man sich zunÙ†chst mit Dampfschiffen auf die Reise ins Mittelalter und zu dem meistbesungenen, deutschen Schieferfelsen, der Loreley, begeben.
Nachdem sich der Rhein in engen Windungen durch Hunsrück und Taunus gegraben hat, erhebt sich der weltbekannte Loreleyfelsen, eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten. Mit nur 150 Metern Breite ist hier der Schluchtcharakter des Oberen Mittelrheintals besonders gut zu erkennen. Strudel und Untiefen mit bis zu 27 Meter an der berüchtigten Rheinbiegung machten die Passage in früheren Zeiten sehr gefنhrlich.
Ursache für die Vielzahl der Unglücke war der Sage nach selbstverstÙ†ndlich immer eine blondgelockte SchÙnheit, die sich auf der Klippe sitzend die Haare kÙ†mmte und dabei sang. "Das hat mit ihrem Singen die Loreley getan", endet die wohl bekanntesten Version dieser Sagengestalt, die 1824 von Heinrich Heine in Reime gefasst wurde und seitdem von vielen Komponisten vertont wurde. Erschüttert über ihre verheerende Wirkung auf die jungen Schiffer, soll sie sich schlieÙƒlich vom Felsen in die Fluten gestürzt haben.
Auf der schroffen Felsformation ist ein Besucherzentrum, finden viele Feste, Konzerte und Theatervorführungen statt und erÙffnet sich ein herrlicher Blick ins Rheintal.
Naturerlebniss Wandern – Der Rheinsteig
Zwischen Wiesbaden und Bonn kann der ambitionierte Wanderer auf über 300 Kilometern die abwechslungsreiche Landschaft erkunden. Der im letzten Jahr erÙffnete 'Rheinsteig' führt rechtsrheinisch an den schÙnsten und interessantesten Sehenswürdigkeiten vorbei und bietet neben der sportlichen Herausforderung auch Erholung, frische Luft und Ruhe. Auf bisweilen schmalen und felsigen Pfaden gelangt man zu einmaligen Aussichtspunkten und durchkreuzt WÙ†lder und steile Weinberge, die die Region bestimmen.
Ù€ber das Rheintal ist der Wanderweg sehr gut erreichbar. Die An- und Abreise kann per Bahn, Bus und Auto erfolgen. Im Sommer stehen WanderparkplÙ†tze und AnlegeplÙ†tze für die Schifffahrt bereit. Mit Frankfurt, Hahn und Bonn liegen sogar mehrere FlughÙ†fen in der NÙ†he. Gut beschilderte Zugangswege aus den Ortsmitten und von den BahnhÙfen ermÙglichen EinstiegsmÙglichkeiten sowohl für gemütliche Tagestouren als auch mehrtÙ†gige Wanderungen mit Rast- und Ù€bernachtungsmÙglichkeiten, in die sich ebenfalls Fahrten mit den Sesselliften in Rüdesheim oder Assmannshausen integrieren lassen. Die FremdenverkehrsÙ†mter in jedem Ort geben ihnen gerne Auskunft über Veranstaltungen, Unterkünfte und Reiseangebote.
Das UNESCO Weltkulturerbe
www.welterbe-mittelrheintal.de
Tourist-Information St. Goar
HeerstraÙƒe 86, 56329 St. Goar, Tel.: 06741/383
Email: touristinfo@st-goar.de
Web: www.st-goar.de
Loreley Besucherzentrum
www.loreley-touristik.de
KÙln Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt AG
Email:info@k-d.com
Web: www.k-d.com |