Medizin gewinnt immer mehr an Bedeutung im internationalen Tourismusbereich. Der Begriff "Medizintourismus" oder "medizinischer Tourismus" umschreibt einen wachsenden Geschنftsbereich, indem Menschen aus der ganzen Welt ins Ausland reisen, um neben der Erkundung von Sehenswürdigkeiten eines Landes, gleichzeitig medizinische Behandlungen in Anspruch zu nehmen.
Die zunehmende Beliebtheit und der Reiz am Medizintourismus beruht auf unzÙ†hligen Gründen. Darunter fallen als erstes die hohen Kosten der Gesundheitsversorgung v. a. in den Industrienationen, als zweites die schnelle stÙ†ndig voranschreitende Entwicklung von Innovationen der medizinischen Technologien in bestimmten LÙ†ndern und drittens die niedrigen Standards der Gesundheitssysteme und der Mangel an moderner medizinischer Infrastruktur in vielen EntwicklungslÙ†ndern. Die einfache Verfügbarkeit und die geringen Kosten von internationalen Reisen für verhÙ†ltnismنكig viele Leute und der globale Informationsaustausch spielen eine zentrale Rolle für den Boom des Medizintourismus als eher interregionale Erscheinung. Einerseits ziehen LÙ†nder wie Ungarn und die Tschechische Republik Medizintouristen aus Deutschland und ضsterreich an, die hauptsÙ†chlich für zahnmedizinische und schÙnheitschirurgische Behandlungen weniger zahlen mÙchten. Andererseits ziehen LÙ†nder wie Jordanien und Tunesien arabischen Medizintouristen wegen der hohen Standards in der Gesundheitsversorgung an. Sprache, Traditionen und gesellschaftliche Werte spielen eine wichtige Rolle im intraregionalen Medizintourismus.
Wنhrend die USA viele arabische Patienten besonders aus den Golfstaaten angezogen hatte, نnderte sich die Situation seit den Terrorangriffen 2001 in New York drastisch. Visumsbeschrنnkungen, die von Zeit zu Zeit durch antiarabische und antimuslimische Rhetorik und entsprechende Einstellungen begleitet wurden, beeinflussten insgesamt die Anzahl arabischer Touristen sehr massiv. Beobachter schنtzen, dass sich der Umsatz im amerikanischen Gesundheitsmarkt von 1,4 Mrd. US-$ im Jahr 2000 im Vergleich zu 2002 und 2003 halbiert hat. Das bedeutet, dass Behandlungen im Wert von bis zu jنhrlich 700 Mio. US-$ entweder nicht stattfanden oder auكerhalb der USA durchgeführt wurden. Die Tatsachen lassen vermuten, dass dieser massive Einbruch mit der stark abnehmenden Anzahl muslimischer und arabischer Patienten in Zusammenhang steht.
Demgegenüber zieht Deutschland mehr und mehr arabische Medizintouristen an. Die Entwicklung kann als Teil der allgemeinen Verbesserung der Ùkonomischen und politischen Beziehungen zwischen Deutschland und der arabischen Welt gesehen werden. Zudem hat das Image von Deutschland aufgrund der positiven Impulse durch die Antikriegspolitik profitiert. Nicht zu vergessen, symbolisiert "Made in Germany" in der arabischen Welt eine garantiert hohe QualitÙ†t.
Die Grundlage für den Medizintourismus nach Deutschland bilden neben der QualitÙ†t der Ù†rztlichen Behandlung, das Renommee der Forschungsinstitute, der Komfort der KrankenhÙ†user, die innovative Technologie und das hoch qualifizierte Personal. Ein bewÙ†hrtes Netzwerk von Dienstleistungsanbietern für den Medizintourismus rundet die Infrastruktur ab. Die praktisch im ganzen Land vorhanden Anbieter kümmern sich neben der traditionellen Tourismus- und Reisebetreuung um Visa- und BefÙrderungsangelegenheiten, mehrsprachige Einrichtungen oder Ù€bersetzungsdienste, Rundumbetreuung vor Ort, Rechnungs- und Versicherungsangelegenheiten und den VIP- und Sicherheitsservice. Einige Anbieter, wie der in Berlin ansÙ†ssige GermanCare, verfügen über arabische Internetseiten und ein Netzwerk von ReprÙ†sentanten in der arabischen Welt.
Die weltweite FÙrderung der medizinischen Dienstleistungen von Deutschland wird teilweise vom Kuratorium zur FÙrderung deutscher Medizin im Ausland e.V. koordiniert. Das Hauptziel des Kuratoriums ist es, einen positiven Beitrag im internationalen medizinischen Dialog zu leisten, indem es Fachinformationen zur Verfügung stellt und für die LeistungsfÙ†higkeit deutscher KrankenhÙ†user wirbt. Das 1998 gegründete Kuratorium, ist ein dauernder Gast auf Medizin- und Gesundheitsmessen und Veranstaltungen in der arabischen Welt. Die Gesundheitsmesse "Arab Health", die jÙ†hrlich in Dubai stattfindet, stellt dabei einen Schwerpunkte für Marketing und FÙrderung des Medizintourismus aus der Region dar. Ein andere deutsche Institution mit langer Tradition in der FÙrderung im Gesundheitswesen ist die VVA-Health Marketing mit Sitz in Essen, die den Vereinigten Verlagsanstalten aus Düsseldorf angehÙrt. Die VVA gibt zwei bewÙ†hrte praxisorientierte medizinische VerÙffentlichungen auf arabisch heraus: Den “Arab Medico†und den “Arab Dentalâ€. Vor kurzem brachte die VVA eine neue arabische marketingorientierte Zeitschrift auf den Markt: Die "First Class Health".
Arabische und osteuropنische Lنnder sind die internationalen Hauptkunden im deutschen Gesundheitsmarkt. Die arabischen Patienten und ihre Familien suchen nach einer Kombination aus qualitativ hochwertiger نrztlicher Behandlung, Diskretion und Freizeitbeschنftigungen. Der Schutz der Privatsphنre wird durch sehr hohe Maكstنbe in Bezug auf Vertraulichkeit, Sorgfalt und Sicherheit gewahrt. Viele der medizinischen Einrichtungen befinden sich in einem malerischen Umfeld, wie z. B. dem Taunus, dem Rheintal, in Südbayern oder dem Schwarzwald. Für alle, die eher urbanes Leben suchen, sind die Kliniken der Ballungsgebiete und der Groكstنdte mit ausgezeichneten Einrichtungen und Spezialisten geeignet.
Zu den am hÙ†ufigsten angefragten Behandlungen arabischer Patienten zÙ†hlen neben plastischer Chirurgie und Physiotherapie, die Behandlung von Herzkreislaufkrankheiten, von Unfruchtbarkeit und orthopÙ†dischen Problemen. WÙ†hrend Patienten der SchÙnheitschirurgie hauptsÙ†chlich die Diskretion und die fachliche Kompetenz kleiner Privatkliniken und Kurorte suchen, werden Kardiologie und GynÙ†kologie hauptsÙ†chlich in den GroÙƒstÙ†dten genutzt, da hier riesige Zentren an die medizinischen FakultÙ†ten der Hochschulen angeschlossenen sind. Arabische Patienten werden hÙ†ufig von FamilienangehÙrigen und -freunden begleitet. Im Sommer verbinden viele arabische Familien ihre Ferien mit Ù†rztlicher Behandlung - insofern keine dringend notwendige oder risikoreiche Behandlung vorliegt. Hotels, mÙblierte Wohnungen und luxuriÙse Villen werden durch Immobilienmakler und Gesundheitsservice Anbieter vermittelt. Zahlen über arabische Patienten in Deutschland sind weitgehend unbekannt, aber der Boom der Gesundheitsservice Agenturen, die WerbeaktivitÙ†ten und die PrÙ†senz auf Medizinmessen und Veranstaltungen spiegelt die Zunahme der Patientenzahlen und Einnahmen wider.
Medizintourismus war für eine lange Zeit ein Privileg für einzelne wohlhabende Patienten aus den Industrielنndern. Dies wird deutlich, wenn man z. B. an die Sanatorien für Tuberkulosepatienten in der Schweiz oder für Rheumakranke in Italien denkt. Medizintouristen werden zu einer neuen Zielgruppe. Viele potenzielle Patienten aus Lنndern mit hoch entwickelten und entsprechend teuren Gesundheitssystemen suchen nach preiswerteren Alternativen im Ausland, wنhrend gutbetuchte Patienten weltweit auf der Suche nach der besten Behandlung in komfortabelster und sicherster Atmosphنre sind. Deutschland ist in der Tat weltweit eine der besten Adressen für qualitativ hochwertige medizinischen Behandlungen in Verbindung mit Tourismus. Immer mehr wohlhabende arabische Patienten nutzen deshalb die Vorteile der deutschen Angebote.
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