Madrid - Dr. Kadhim Shamhoud Taher
Toledo, das Zentrum auf der iberischen Halbinsel, war die Heimat der Gothen und der Sitz ihres KÙnigreiches. Historiker sind sich jedoch uneins darüber, wer dort eigentlich lebte, wer es gründete und wann es errichtet wurde. Toledo bedeutet schlicht "die Freude seiner Bewohner". Seit der Gründung wurde die Stadt weiter ausgebaut. Sie liegt auf einer AnhÙhe und ist von einem tiefen Fluss umgeben. Mit Ausnahme des Nordens umgibt er die Stadt auf drei Seiten. Als erster islamisch-militÙ†rischer Stützpunkt in diesem Gebiet wurde Toledo im Jahre 711 n. Chr. (92 n. H.) von Tarek Ibn Zaid erobert und jemenitischen StÙ†mmen anvertraut.
Etwa 75 Kilometer von Madrid entfernt, liegt Toledo am Kreuzungspunkt zweier HauptverkehrsstraÙƒen und einer Bahnlinie. Der Tourismus spielt eine immer grÙÙƒere Rolle in der für die Koexistenz von Muslimen, Christen und Juden bekannten Stadt. An Moscheeen, Kirchen und Synagogen, in den alten Bezirken, an den WÙ†nden, Brücken und PalÙ†sten sind die Einflüsse auf das Stadtbild unverkennbar.
Das alte arabisch andalusische Tor, das Bab Al-Sahl (bzw. Puerte de Bisagra) ist das Haupttor der Stadt, hier treffen sich die meisten Strassen, die in die Stadt führen. Um KÙnig Carlos I. zu huldigen, fügte der Architekt Covarrubias um 1550 eine groÙƒe Front hinzu. In der Zeit von KÙnig Philippe II. wurde das Stadttor um zwei Türme und ein Emblem mit einem zweikÙpfigen Adler erweitert. Nicht weit von Bab Al-Sahl in Richtung Osten steht ein weiteres Tor, Bab As-Shams (Puerte Del Sol), das unter Al-Mamon Di Announ am Anfang des 10. Jahrhunderts errichtet wurde. Das Tor ist eine der schÙnsten architektonischen Ù€berreste aus arabischer Zeit. Es wurde liebevoll wiederhergestellt und restauriert. Die Vorderseite des Tors besteht aus einem groÙƒen Bogen in Form eines Hufeisens. Darüber schneiden sich mehrere BÙgen miteinander Sonne und Mond in den Marmor gehauen .
Moschee Bab Al-Mardoum
Die Bab Al-Mardoum Moscheee ist eine der Ù†ltesten Moscheeen der muslimischen Welt und wurde nach der muslimischen Eroberung errichtet. Leider verfügt sie nicht über so schÙne Muster und Dekorationen wie die Moscheen von Cordoba und Granada. Nach der Zurückeroberung durch die Christen 1085 wurde die Moschee in die Cristo de la Luz Kirche umgewandelt.
Die islamischen Ausschmückungen auf der Kuppel wurden durch christliche Zeichnungen und Kreuze ersetzt. Die Beschreibung in kufischer Schrift auf der vorderen Tür: "Im Namen Gottes, voll von Gnaden und Barmherzigkeit, wurde diese Moscheee ihm zu ehren von Ahmed Ben Hadidi gestiftet und Dank sei Gott von Ben Ali im Muharram im Jahr 309 n. H. [999 n. Chr.] errichtet". Die Inschrift auf dem Stein war den Christen kein Dorn im Auge gewesen. Seit der kompletten Restaurierung durch die Stadt, kommt die Vorderseite des bezaubernden GebÙ†udes wieder in seiner vollen architektonischen SchÙnheit zur Geltung.
Alcazar
Einer der spanischen Denker schrieb über die Bedeutung von Toledo und dem alten rÙmischen Palast der Stadt für Spanien: "Wenn Toledo die Rose Spaniens ist, ist Alcazar die Blüte von Toledo". Es wurde von den Muslimen wiederhergestellt und verstÙ†rkt. Im Jahr 797 machte es der Emir von Andalusien, Al-Hakam Ben Hashim, zum Sitz seiner Macht.
Der Palast liegt auf dem hÙchsten Punkt im Osten der Stadt. Entsprechend dem Stil der Omajaden basiert er auf einer rechteckigen Grundform und war von quadratischen Türmen umgeben. Als ein typisches Element islamischer Architektur diente trockener Lehm als Grundlage für die WÙ†nde. Von dem muslimischen Einfluss ist heute nur noch eine Arkade im Süden des Palastes in der GrÙÙƒe von 1,86 x 3,38 Metern erhalten.
Im Jahre 932 ordnete Abderrahman III. den Neuaufbau des Palastes im islamischen Stil an. Nach der Zurückeroberung der Stadt durch die Christen wurde der christliche Einfluss deutlich und wurden dem Palast neue Elemente hinzugefügt. 1810 wurde er wÙ†hrend der franzÙsischen Besetzung von Spanien in Ruinen zurück gelassen und 1936 zu der Zeit des spanischen Bürgerkrieges in Brand gesetzt. Die Christen bauten ihn um und machten ihn zu einer Tourismusattraktion.
Die Kathedrale
Die Kathedrale von Toledo war ursprünglich eine Moschee und ist eines der bedeutendsten christlichen DenkmÙ†ler der Stadt. Die islamische Architektur wurde für über ein Jahrhundert bis in die Zeit KÙnig Fernandos III. erhalten, der die ZerstÙrung unter dem Druck franzÙsischer Geistlicher 1227 anordnete.
Bis 1492 wurde die heutige Kathedrale im franzÙsisch gotischen Stil errichtet. Betritt man die Kirche fallen einem die verschiedenen Stile der Skulpturen, GemÙ†lde, Mosaike, Kirchenfenster und GewÙlbe in den unterschiedlichen RÙ†umen auf. Unter den SchÙ†tzen der Kathedrale befinden sich zwei Flaggen von Sultan Abu Al-Hassan Al-Marini, der von den Spaniern bei der Schlacht von Salada (Tarifa) 1340 gefangen genommen wurde. Sie sind im Raum der heiligen GewÙ†nder ausgestellt. Auf der einen steht in arabisch: "Sieg und Eroberung für unseren Herrscher Abu Al-Hassan, Anführer der Muslime", die anderen enthÙ†lt neben verschiedene Verzierungen unter anderem die Bitte: "MÙge Gott und sein Prophet uns vor Satan beschützen".
Im Westen der Stadt befindet sich die Synagoge Santa Maria Blanca. Wie bei vielen Synagogen wurde hier die muslimische Architektur arabischer Sنulen und Arkaden übernommen.
Neben der Synagoge liegt das Haus des berühmten Malers EL Greco (1540), der hunderte impressionistische Werke mit religiÙsen Themen malte. Es dient heute als Museum.
Toledo ist noch heute für Goldeinlege-Arbeiten, Schwerter, Dolche und Schilder, die die Araber nach Spanien brachten, wie auch für seine Tonwaren zusammen mit den arabischen Süكigkeiten berühmt. Die Spezialitنt ist Marzipan, das dem arabischem " Bakhlawa" نhnelt.
Qualitativ hochwertige Handwerkserzeugnisse wie Schwerter mit Griffen aus Elfenbein und kostbaren Steinen warten auf den heutigen Besucher Toledos, das sie aufgrund einer langen Tradition der Gastfreundlichkeit herzlich willkommen heiÙƒt. |