Schritt für Schritt entwickeln sich Nordafrika und der Mittlere Osten zu internationalen Messestandorten. Auch deutsche Messegesellschaften haben die Region für sich entdeckt. Hans Seidenstücker von Zenith Business berichtet :
(www.zenithbusiness.de) Messen gehÙren zu den NutznieÙƒern der zunehmenden Diversifizierung der regionalen Wirtschaften. Einst fanden fast nur staatliche Handelsmessen statt, doch inzwischen haben neben den weiterhin tÙ†tigen staatlichen Messeveranstaltern auch private Messeorganisationen den Markt entdeckt. Sie organisieren mit zunehmenden Erfolg Fachmessen, die nicht nur Besucher aus der Region ansprechen.
Seit einigen Jahren sind auch internationale Messegesellschaften prÙ†sent. Doch die meisten deutschen Messegesellschaften sind bisher vor der Gründung einer Tochtergesellschaft in der Region zurückgeschreckt. Ausnahme sind lediglich die EPOC Messe Frankfurt in Dubai und die Hannover Messe International in Istanbul. Horst Niedlich, GeschÙ†ftsführer der EPOC Messe Frankfurt, erklÙ†rt: »Die Messe Frankfurt kaufte sich im Jahr 2002 in die in Dubai ansÙ†ssige EPOC ein, weil die Region einen florierenden Markt darstellt, an dessen Wachstum wir partizipieren mÙchten. Seit unserem Engagement hier verzeichnen wir zweistellige Wachstumsraten «. Die Gründung einer Tochtergesellschaft war für die Messe Frankfurt nahe liegend. »Zum einen bot sich die MÙglichkeit zur Ù€bernahme der EPOC, zum anderen ist es Firmenpolitik, überall dort, wo Eigenveranstaltungen durchgeführt werden, Tochtergesellschaften zu gründen«, erlÙ†utert Niedlich.
Schnittstelle zwischen Ost und West
Die Deutsche Messe AG gründete ihre Tochtergesellschaft Hannover Messe International Istanbul im Jahr 1996. Dr. Sven Prüser, Leiter des Geschنftsbereichs Hannover Messe International der Deutschen Messe AG, zu den Beweggründen: »Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, dem Selbststنndigwerden der Turkstaaten und der Reintegration des Iran in die internationale Gemeinschaft wurde die Türkei in den 1990er Jahren als Schnittstelle zwischen Ost und West zunehmend interessanter. Darüber hinaus gewann die Türkei auch als eine Produktionsbasis für Europa an Bedeutung und unsere Messethemen passen perfekt in dieses Umfeld«.
Andere deutsche Messegesellschaften beschrنnken sich bisher auf Joint Ventures bzw. die Organisation deutscher Messebeteiligungen. Einige Marktbeobachter warnen jedoch vor dieser Vorgehensweise: »Bei Joint Ventures besteht immer das Problem, dass der internationale Partner internationale Aussteller mitbringt, die – wenn sie mit der Messe zufrieden sind – beim nنchsten Mal direkt mit dem einheimischen Messeveranstalter zusammenarbeiten. Folglich muss der internationale Partner beim nنchsten Mal neue internationale Partner mitbringen und das Spiel wiederholt sich«. Wer sich nicht frühzeitig genug engagiert, lنuft darüber hinaus Gefahr, dass die viel versprechendsten Veranstaltungsthemen bereits besetzt sind. So achtet das Dubai World Trade Center, welches das dortige Messegelنnde besitzt und verwaltet, darauf, dass keine zwei Veranstaltungen zum gleichen Thema stattfinden (wobei ـberschneidungen am Rande nicht vollstنndig ausgeschlossen sind).
Da die Golfstaaten über eine geringe Einwohnerzahl verfügen, müssen erfolgreiche Messen Aussteller und Besucher aus der gesamten Region anlocken, was ihnen auch gelingt. So umfasst das Einzugsgebiet der Messen in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht nur die Golfsstaaten, sondern erstreckt sich darüber hinaus auf den Iran, Indien, Pakistan und vereinzelt sogar auf die islamischen ehemaligen Sowjetrepubliken. Somit sind nicht nur Messen erfolgreich, die sich dem boomenden Bau- und Infrastruktursektor widmen.Auch Konsumgütermessen profitieren von der Anziehungskraft insbesondere Dubais, wobei das Emirat nach Schنtzungen rund 80 Prozent der importierten Waren reexportiert. Ein weiterer Trend, von dem Messen wie z. B. die »Arabplast« oder die »Alumex«, profitieren, ist der Aufbau von Produktionskapazitنten für petrochemische Produkte bzw. für energieintensive Güter wie z.B. Aluminium.
Iran holt auf
Neben den Golfsstaaten sind die bevÙlkerungsreichen Staaten ؤgypten und Iran sowie der Libanon für das Messewesen interessant. Mit einer BevÙlkerung von 77 Millionen verfügt ؤgypten über einen groÙƒen Heimatmarkt, der jedoch durch eine geringes Pro-Kopf-Einkommen (2005: 1.296 US-Dollar) gekennzeichnet ist. Viel versprechender scheint in dieser Hinsicht der Iran, der mit 68 Millionen Einwohnern ein hÙheres Pro- Kopf-Einkommen (2005: 2.809 US-Dollar) aufweist und dank sprudelnder Einnahmen aus dem ضl- und GasgeschÙ†ft auch für das Messewesen zunehmend an Bedeutung gewinnt (vgl. auch LÙ†nderbericht Iran Seite 29-32). Das libanesische Messewesen hingegen profitiert vom hohen Freizeitwert Beiruts, der Besucher aus der gesamten arabischen Welt anzieht.
Insgesamt sind Aussteller, Besucher und Veranstalter mit der Organisation von Messen in der Region zufrieden und bescheinigen den Messegelنnden eine hohe Qualitنt, die in den meisten Fنllen durchaus mit gutem europنischen Standard vergleichbar sei. Dies gelte nicht nur für Abu Dhabi und Dubai, sondern z. B. auch für Beirut, Damaskus oder Kairo. In den vergangenen Jahren wurde in neue Messegelنnde investiert und in der Regel steht genügend Ausstellungsflنche zur Verfügung. Einzig in Abu Dhabi und vor allem in Dubai kommt es zu vereinzelten Kapazitنtsengpنssen, die aber in den kommenden Jahren durch Neuinvestitionen beseitigt werden sollen. So plant Dubai die Errichtung einer rund 500.000 qm groكen »Exhibition City«, die 2009 in Betrieb gehen soll. An der Emirates Road gelegen, soll sie auch für Besucher aus Abu Dhabi leicht erreichbar sein.
Messen spielen im Nahen und Mittleren Osten eine wichtigere Rolle als in anderen Weltregionen, da es einheimische Kunden schÙ†tzen, Produkte mit eigenen Augen zu betrachten und viel Wert auf persÙnliche Kommunikation legen. SelbstverstÙ†ndlich ist eine gründliche Nachbereitung der Messe erforderlich, um sich und seine Produkte in Erinnerung zu halten. Denn schnelle GeschÙ†ftsabschlüsse auf Messen sind eher die Ausnahme. Stattdessen ist viel persÙnliches Verhandeln von NÙten, bis das GeschÙ†ft auch tatsÙ†chlich unter Dach und Fach gebracht werden kann.
|