Nahezu alle Skigebiete in Deutschland und rund 70 Prozent der Skiregionen in ضsterreich müssen durch den Klimawandel um die Schneesicherheit fürchten und damit um die wirtschaftliche Grundlage des Wintertourismus. In der Schweiz zeigt sich ein geteiltes Bild.
Nahezu alle Skigebiete in Deutschland und auch in den meisten Skigebieten in der Schweiz, im Berner Oberland, in der Zentralschweiz, im Waadtland und in Freiburg wird bei einem Anstieg der regionalen Durchschnittstemperatur um vier Grad die Schneesicherheit nicht mehr gegeben sein. Lediglich im Wallis und in Graubünden müssen die meisten Stationen dank ihrer sehr hohen Lage nur vergleichsweise geringe wirtschaftliche Auswirkungen des Klimawandels verkraften.
Zu diesem Ergebnis kommen heute in Paris verÙffentlichte Berechnungen der OECD, in denen zum ersten Mal systematisch für die gesamte Alpenregion die Auswirkungen des Klimawandels auf den Skitourismus untersucht werden. Derzeit gelten rund 90 Prozent (609 von 666) der mittelgroÙƒen und groÙƒen Skiregionen in den Alpen als schneesicher. Das heiÙƒt, sie haben im Durchschnitt für mindestens 100 Tage im Jahr eine auskÙmmliche Schneedecke (30 cm in der mittleren Lage des Skigebiets). Die übrigen rund zehn Prozent der Gebiete kÙnnen schon heute nicht mehr als schneesicher gelten.
Ein weiterer Anstieg der Durchschnittstemperaturen wird die Zahl der schneesicheren Skigebiete deutlich reduzieren. Bei einem Anstieg der durchschnittlichen regionalen Jahrestemperatur um ein Grad Celsius wÙ†ren noch rund 500 Gebiete schneesicher, bei zwei Grad noch 400 und bei vier Grad noch 200 Skiregionen. „In den Alpen macht sich der Klimawandel besonders deutlich bemerkbar und der durchschnittliche Temperaturanstieg war in den vergangen zweieinhalb Jahrzehnten drei mal grÙÙƒer als im globalen Durchschnitt“, warnt Shardul Agrawala, Klimaexperte im Umweltdirektorat der OECD. Die Jahre 1994, 2000, 2002 und 2003 waren die wÙ†rmsten der letzten 500 Jahre. Die Berechnungen der Klimamodelle zeigen, dass in den kommenden Jahrzehnten die Entwicklung noch schneller fortschreiten dürfte. Damit wird es weniger Schnee in den tieferen Lagen geben, die Gletscher werden sich weiter zurückziehen und der Permafrostboden in den hÙheren Lagen wird anfangen zu tauen.
Doch auch bei einem vergleichsweise geringen Temperaturanstieg um nur ein Grad wنren die Auswirkungen betrنchtlich: In Deutschland würde sich die Zahl der schneesicheren Gebiete um 60 Prozent verringern (in Oberbayern um 90 Prozent, in Schwaben/Allgنu um 47 Prozent). In ضsterreich, wo rund die Hنlfte des Tourismusgeschنfts oder 4,5 Prozent des BIP auf den Wintersport entfنllt, wنren 35 der derzeit rund 190 schneesicheren Regionen betroffen. Die Schweiz würde durch den Klimawandel zwar relativ die wenigsten schneesicheren Skigebiete verlieren. Allerdings würde auch dort ein Anstieg der Durchschnittstemperatur um ein Grad die Zahl der schneesichern Skiregionen um 10 Prozent reduzieren. Bei einem Temperaturanstieg um vier Grad wنre nur noch Hنlfte der Skiregionen in der Schweiz schneesicher.
Die Betreiber der Skigebiete passen sich schon heute der kürzeren Schneesaison und dem Anstieg der Schneegrenze an. „Derzeit wird aber noch viel zu viel auf Technologie und zu weinig auf einen Strategiewechsel im Tourismusmarketing gesetzt“, so Agrawala. Künstliche Beschneiung mag unter gegebenen Bedingungen für die Betreiber noch wirtschaftlich sein, doch die Anlagen verbrauchen enorme Mengen an Wasser und Energie und die Beschneiung beeinflusst Landschaft und Umwelt. Wenn die Temperaturen weiter steigen, dürfte künstliche Beschneiung weit teurer werden und ab einem bestimmten Niveau nicht mehr rentabel. Auch Kunststoffabdeckungen, wie sie im Sommer in einigen Regionen zur Konservierung der Gletscher eingesetzt werden, mÙgen kurzfristig und bei heiÙƒen Sommern erfolgreich sein. Sie kÙnnen aber den Verlust an Gletschermasse nicht aufhalten, wenn sich die ErwÙ†rmung fortsetzt. LandschaftsverÙ†nderungen schlieÙƒlich, etwa durch Pistentrassierungen oder VerÙ†nderungen von BachlÙ†ufen, kÙnnten die Umwelt schÙ†digen und Ù€berschwemmungen und Steinschlag verursachen.
Der gesamte Bericht „Climate Change in the European Alps - Adapting Winter Tourism and Natural Hazards Management†erscheint im Februar 2007. |