Noch steht der Palast der Republik, das ـberbleibsel aus den Zeiten des DDR-Sozialismus in Mitten der Hauptstadt. Mit dem Abriss von dem Symbolbau soll trotz kontroverser Meinungen über die Bedeutung, Erhalt und die ungeklنrte Nachfolgenutzung nun endgültig begonnen werden. Der Bundestag wird sich am 13. Januar noch einmal mit dem Thema befassen. Trotz der knappen Kassenlage bestehen wenig Chancen auf einen erneuten Aufschub für das Gebنude.
(KÙlnische Rundschau) Nie war er hÙ†sslicher, nie war er beliebter. In der Hauptstadt war in den vergangenen Wochen ein merkwürdiges PhÙ†nomen zu beobachten. Da dem nur noch als Betonruine vorhandenen Palast der Republik der lÙ†ngst beschlossene Totalabriss drohte, formierte sich noch einmal neuer Widerstand gegen die Beseitigung des Reliktes aus DDR-Zeiten. Es gab Demonstrationen für den Erhalt der entkernten Immobilie in Berlins bester Lage, und es waren nicht mehr nur die unverbesserlichen Ostalgiker, die das einzige Herzstück der SED-Macht erhalten wollten.
Die neue AnhÙ†nglichkeit kam deshalb so überraschend, weil die Sache eigentlich lÙ†ngst ausdiskutiert war. Nach einer Debatte, welche die Stadt seit der Wiedervereinigung mit Heftigkeit geführt hatte, entschied der Bundestag vor zwei Jahren, den Palast abzureiÙƒen. Und doch entpuppte sich das Ende der Debatte nur als vorlÙ†ufig. Grund dafür war das ZugestÙ†ndnis, das für den Palast bis zum Zeitpunkt des Abrisses eine Zwischennutzung erlaubt wurde. Diese InterimslÙsung für das nach einer ungemein aufwÙ†ndigen Asbestsanierung nur noch als Gerippe aus Beton, Stahl und Glas vorhandene GebÙ†ude, entwickelte sich zur Ù€berraschung aller Beteiligten zu einem absoluten Renner. Der abgetakelte Palastrest mit seinen weiten RÙ†umen, Durchblicken und riesigen FlÙ†chen wurde zu einem Publikumsmagneten, zu einer der angesagtesten „locations“ der Hauptstadt. Ausstellungen und Opern fanden hier statt, für eine Tour durch den entschlackten BaukÙrper standen Touristen Schlange. Vom Frühjahr 2004 bis Ende 2005 kamen weit über eine halbe Million Besucher zu den Veranstaltungen.
Das ist nun alles vorbei. Noch einmal wird sich der Bundestag am 13. Januar mit dem Thema befassen, doch die BestÙ†tigung der lÙ†ngst gefassten Beschlüsse steht fest: Die Tage des Palastes sind gezÙ†hlt. Der Abriss soll bis Ostern 2007 beendet sein. Voraussetzung sei allerdings, dass die Arbeiten reibungslos liefen, sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) gestern. Ab der dritten Kalenderwoche soll die Baustelle eingerichtet werden. Die Kosten werden mit 12 Millionen Euro - bislang waren 20 Millionen Euro geplant - angegeben, von denen Berlin 36 Prozent bezahle. Dann versinken allein 20 000 Tonnen Stahlgerüste, 500 Tonnen Glas und 56 000 Tonnen Beton des „Palazzo Prozzo“, so der Spott der DDR-Bürger, in den FeuerÙfen. Das Schicksal von „Erichs Lampenladen“ ist damit endgültig besiegelt.
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