von Johannes Bardong aus Mainz
Die PrÙ†senz des Islams in der deutschen Sprache und Kultur, wird wohl am Besten am Beispiel von Johann Wolfgang von Goethe deutlich. Als wohl bis heute bedeutendste Gestalt in der deutschen Literatur, Ùffnete er vielen Deutschen und EuropÙ†ern die Tür zum Islam über sein Werk "Der west-Ùstliche Divan". Zu den bekanntesten Stellen aus dem Gedichtsband von 1819 zÙ†hlt die bis heute gültige Zeile:
Wer sich selbst und and're kennt
Wird auch hier erkennen: Orient und Okzident
Sind nicht mehr zu trennen
Inspiriert wurde er durch die Ù€bersetzung des Diwans von Mohammad Shemsedding, dem so genannten Hafiz aus dem 14. Jahrhundert, einem der bedeutendsten Dichter aus der persischen Literatur.
Ohne sich in die Bedeutung der mنrchenhaften Geschichten aus Tausendundeiner Nacht und die Abenteuerromane von Karl May für Deutschland zu vertiefen, oder die historischen Verbindungen im Einzelnen darstellen zu wollen, spielen heute zahlreiche Forschungs-, und Medieninstitute, Museen und Vereine eine wesentliche Rolle für die Verbindung Deutschlands mit dem Islam. Schlieكlich sollte nicht unerwنhnt bleiben, dass heute etwa drei Millionen Muslime in Deutschland leben.
Die Wiege der modernen Wissenschaften
Betrachtet man die Forschungseinrichtungen und -institute, bietet sich ein kleiner historischer Exkurs an. Beeinflussten doch muslimische Wissenschaftler und ihre Erkenntnisse die westliche Welt seit dem spنten Mittelalter ganz entscheidend. Es handelt sich nicht nur um einzelne durchaus bemerkenswerte Entdeckungen oder revolutionنre Theorien. Nein, die moderne Wissenschaft schuldet dem arabischen Einfluss viel mehr - nنmlich ihre ganze Existenz. Das gilt für Natur- und Geisteswissenschaften gleichermaكen, wie die Astronomie, Mathematik und Medizin oder die Philosophie.
Sehr viele EuropÙ†er wissen zwar, dass die Muslime die Algebra, die arabischen Ziffern mit der wohl noch unbekannten Ziffer Null erfunden haben; dass aber dahinter ein eine blühende Kultur im Mittelalter steckte, die den europÙ†ischen Kulturen weit überlegen war, bleibt vielen verborgen. Noch zu Beginn des Hochmittelalters zeigte sich der islamische Orient dem christlichen Abendland kulturell weit überlegen; in seinen StÙ†dten befanden sich überwiegend die besseren Bibliotheken und UniversitÙ†ten, dachten Philosophen und Wissenschaftler fortschrittlicher, entfalteten sich Kunst und Architektur reichhaltiger, war die BevÙlkerung im Durchschnitt gebildeter und der Lebensstandard hÙher. Im Vergleich zu der hoch entwickelten Stadtzivilisation des Islam konnte das Europa von damals bei weitem nicht mithalten, aber im Lauf der Zeit von ihr vielfach profitieren. Erst über sie erhielt sie den Zugang zu den griechischen SchÙ†tzen der Antike.
Zentren zur Erforschung der arabisch-islamischen Welt
Die Wissenschaft befasst sich heute in Deutschland über zahlreiche Einrichtungen und Institutionen mit dem Islam, dem arabischen Raum, der Kunst und Geschichte und den aktuellen Entwicklungen.
Die grÙÙƒten Einrichtungen und Institutionen sind das Deutsche Orientinstitut in Hamburg, das Zentrum Moderner Orient und die Orient-Gesellschaft in Berlin, sowie die Deutsche MorgenlÙ†ndische Gesellschaft und die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient (DAVO) in Mainz.
Das Deutsche Orientinstitut ist davon die grÙÙƒte Forschungs- und Dokumentationseinrichtung. Sie setzt sich mit den gegenwÙ†rtigen Entwicklungen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Nordafrika, dem Nahen und Mittlerer Osten auseinander. WÙ†hrend die Deutsche Orient-Gesellschaft ausschlieÙƒlich archÙ†ologisch ausgerichtet ist, erforscht das Zentrum moderner Orient den Nahen Osten aus einer historisch-vergleichender Perspektive. Der Schwerpunkt der Deutschen MorgenlÙ†ndischen Gesellschaft, die Forschungseinrichtungen in Beirut, Libanon, Istanbul und das Nepal Research Centre in Kathmandu unterhÙ†lt, liegt auf den Sprachen und Kulturen des Morgenlandes. Die DAVO befasst sich mit der gegenwartsbezogenen Forschung und Dokumentation zum Vorderen Orient.
Zu den bedeutendsten Forschern und Professoren über die arabische und islamische Welt in Deutschland gehÙren: Eugen Wirth vom Institut für Geographie der UniversitÙ†t Erlangen-Nürnberg; Udo Steinbach, Direktor des Deutschen Orient-Instituts; Peter Pawelka vom Institut für Politikwissenschaften der UniversitÙ†t Tübingen; Günter Meyer vom Geographisches Institut der UniversitÙ†t Mainz, Josef van Ess vom Orientalischen Seminar der UniversitÙ†t Tübingen, Annemarie Schimmel (†26.01.2003) vom Orientalischen Seminar der UniversitÙ†t Bonn, Friedemann Büttner vom Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft, Gudrun KrÙ†mer vom Institut für Islamwissenschaft und Angelika Neuwirth vom Seminar für Semitistik und Arabistik von Freien UniversitÙ†t Berlin, um nur einige Namen aufzuzÙ†hlen.
Bedeutende Museen
Neben den Forschungseinrichtungen zeigt und bewahrt Deutschland arabische und islamische Kulturgüter in zahlreichen Museen. Eines der beeindruckendsten ist das Pergamon Museum in der Mitte von Berlin mit dem Ishtar-Tor aus Babylon und dem Mschatta Palast der Omayaden aus der jordanischen Wüste.
Zudem gibt es eine Vielzahl Ù†gyptischer Museen z. B. in Berlin, Leipzig, Bonn und München mit den verschiedensten Exponaten. Zu den bedeutendsten Ausstellungsstücken gehÙrt die Büste der KÙnigin Nofretete im ؤgyptischen Museum in Berlin.
Das Deutschlandbild im Ausland – Die Deutsche Welle
Die Deutsche Welle mit Sitz in Bonn und Berlin versteht sich als "mediale Visitenkarte Deutschlands", sie hat den Auftrag, Menschen im Ausland ein umfassendes Deutschland-Bild zu vermitteln, deutsche und andere Sichtweisen zu wesentlichen Themen aufzugreifen und den Dialog zwischen den Kulturen zu fÙrdern. Der deutscher Auslandsrundfunk produziert Fernseh-, HÙrfunk- und Internet-Angebote weltweit in über 30 Sprachen seit mehr als 50 Jahren.
Schon seit den 1959 werden Radioprogramme in Arabisch angeboten, seit 1962 in persisch, seit kurzem sind Fernsehprogramm und Internetprنsenz auch im arabischen Raum in arabischer Sprache verfügbar. Ganz aktuell und regional ist seit Mنrz über den Satelliten Nilesat tنglich ein dreistündiges arabisches Programm mit moderierten Nachrichten zu empfangen. Das Programm ist an mehr als zehn Millionen Haushalte in über 20 Lنndern gerichtet und kann von Marokko bis Saudi-Arabien und in groكen Teilen von Mali, Niger, Tschad und dem Sudan gesehen werden.
"Damit will sich DW-TV als europÙ†ische Alternative stÙ†rker positionieren und einen Beitrag zum Dialog mit der islamischen Welt leisten", so das erklÙ†rte Ziel von Intendant Erik Bettermann.
Als weiteres Arbeitsgebiet unterstützt die DW auch das Afghanische Fernsehen: Nachrichten aus aller Welt werden in Berlin von afghanischen Kollegen in den Landessprachen Dari und Paschtu produziert und dann vom Fernsehen in Kabul zur Hauptsendezeit ausgestrahlt.
Zudem ist die Deutsche Welle zusammen mit dem Goetheinstitut, dem Institut für Auslandsbeziehungen und der Bundeszentrale für politische Bildung Mitinitiator der Website Qantara.de. Qantara (zu deutsch Brücke) wirbt in drei Sprachen für den Dialog mit der islamischen Welt.
Islamic Tourism in Deutscher Sprache
Dies war nur ein kleiner Ausschnitt aus der Vielzahl der Verbindungen zwischen Deutschland und der arabischen Welt. Gerade heute gilt es nicht nur die historischen Verbindungen bewusst zu machen, sondern ganz aktuell "Brücken" zwischen unseren beiden Kulturen zu schlagen, Knoten zu lÙsen und Verbindungen zu schaffen. Da ist es nur konsequent, dass die deutsche Ausgabe des Islamic Tourism Magazines jetzt verfügbar ist. Auf die weitere Entwicklung dürfen Sie gespannt sein. |