Die Bundesregierung muss den konstruktiven Dialog mit der arabischen Welt fortsetzen!
(ghorfa.net) In seiner ErÙffnungsrede auf dem 8. Deutsch-Arabischen Tourismusforum rief Carl-Dieter Spranger, ehemaliger Bundesminister für Entwicklung und Zusammenarbeit und PrÙ†sident der Ghorfa, die Bundesregierung zu einem weiterhin konstruktiven Dialog mit der arabischen Welt auf. Herr Spranger verwies auf die Chancen des Tourismus angesichts des sich in Deutschland abzeichnenden Aufschwungs und der mit der ضlpreisentwicklung einhergehenden hohen Wachstumsdynamik im Nahen Osten. In diesem Zusammenhang meinte Herr Spranger, dass „ein verstÙ†rktes touristisches Aufkommen in den arabischen LÙ†ndern dazu beitragen kann, die dieser Tage so hÙ†ufig artikulierten, falschen Vorurteile gegenüber einem gesamten Kulturkreis abzubauen“. Das diesjÙ†hrige Fachforum wurde abermals durch die Ghorfa in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Tourismus des Omans, der Messe Berlin und der Al-Iktissad Wal-Aamal Group (Libanon) veranstaltet und fand im Rahmen der ITB am 9. MÙ†rz 2006 statt. Dabei diskutierte ein Plenum, das besetzt war mit sechs Tourismus-Ministern aus den arabischen LÙ†ndern, Fachleuten aus verschiedenen Tourismusinstitutionen und Vertretern der Tourismuswirtschaft. Zu der hochkarÙ†tig besetzten Diskussion fanden sich über 400 ZuhÙrer sowie Presseleute ein. Herr Raimund Hosch, GeschÙ†ftsführer der Messe Berlin, unterstrich im ErÙffnungsteil des Forums die gute Zusammenarbeit zwischen der Messe Berlin mit der Ghorfa bei der Ausrichtung des Fachforums, das – so Herr Hosch weiter– mittlerweile ein fester Bestandteil der ITB geworden ist.
Oman als diesjÙ†hriges Partnerland
Partnerland des 8. Deutsch-Arabischen Tourismusforums war das Sultanat Oman. Im ErÙffnungsprogramm sprach Ihre Exzellenz Dr. Rajiha bint Abdulamir bin Ali, Ministerin für Tourismus des Sultanats Oman. Die Ministerin begrüكte die anwesenden Minister und Botschafter und Vertretern aus der Tourismusbranche und bedankte bei der Ghorfa für deren erfolgreiche Ausrichtung des Forums sowie beim deutschen Wirtschaftsministerium unter dessen Schirmherrschaft das Forum stand. Die Tourismusministerin referierte über die AnfÙ†nge des Tourismus im Oman vor knapp 20 Jahren und die zentrale Rolle die diesem Wirtschaftszweig seither eingerÙ†umt wurde. Dies Ù†uÙƒert sich in dem hohen Stellenwert, den das Sultanat dem Tourismus im wirtschaftspolitischen Programm 2020 gewÙ†hrt. In diesem soll der Tourismus Bestandteil einer ausgewogenen Wirtschaftsentwicklung sein. Hierbei soll der Tourismus sozial ausgeglichen und nachhaltig entwickelt werden und in der Tradition des Landes stehen. Des Weiteren erlÙ†uterte die Ministerin die Vermarktungsstrategie des Oman und hierbei die wichtige Rolle, die die Zusammenarbeit mit den NachbarlÙ†ndern, den Fluggesellschaften und dem Privatsektor spielt.
Ein nachhaltiges Wachstum im omanischen Tourismus
Eindrucksvoll wurden die wachsende Anzahl von Hotels von 39 im Jahre 1995 auf 148 im Jahr 2005 dokumentiert, sowie die wachsenden Ù€bernachtungszahlen von jÙ†hrlich 16% und einer ansteigenden BeschÙ†ftigtenzahl von 9,1% sowie steigender UmsÙ†tze. Die Ministerin verwies auf die auÙƒerordentlichen, touristischen Wettbewerbsvorteile des Landes in den unterschiedlichen Tourismusbereichen, wie dem Strand-, Kultur- oder Wandertourismus. In ihrer PrÙ†sentation erhielten die HÙrer einen profunden Einblick in die landschaftliche Vielfalt des Sultanats, über dessen kulturellen Reichtum bis hin zu den günstigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Es wurde auf die verschiedenen Touristenzentren eingegangen, bspw. das Tourismusprojekt „Wave“, ein exklusiver Urlaubsort, westlich der Hauptstadt Maskat, mit Hotels, Villen und Appartements, Restaurants, GeschÙ†ften und einem Jachthafen. Oder, in auÙƒergewÙhnlich schÙner Landschaft (BergnÙ†he, breiter Sandstrand, kleine FlusstÙ†ler), das südlich von Maskat, neu erÙffnete Zentrum Al-Jissah. Auch im ambitionierten Stadtentwicklungsprojekt „Blue City Oman“ spielt das touristische Element eine zentrale Funktion: Hier sollen bis zum Jahr 2020 - direkt am Meer - 16 Hotels, Sportanlagen, ein Jachthafen, Beach Resorts und Golfclubs entstehen. Nicht zuletzt verwies Ihre Exzellenz Dr. Rahija bint Abdulamir bin Ali auf die hohe Rechtssicherheit sowie den sehr niedrigen Korruptionsindex (Transparency International) im Sultanat. Die Ministerin berichtet über die bestehenden MaÙƒnahmen zur InvestitionsfÙrderung, wie die MÙglichkeit zur Steuerbefreiung von 5 Jahren und in bestimmten FÙ†llen darüber hinaus.
Touristen mÙchten in den Oman zurückkommen
Im Anschluss hierauf hob der Botschafter des Sultanats Oman, S. E. Khalifa Bin Ali Al-Harthy, die Ù†uÙƒerst guten und freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und dem Sultanat hervor und fügte dem hinzu, dass die GÙ†ste aus Deutschland in das Reiseland Oman gern wiederkehren, was der VÙlkerverstÙ†ndigung dient und die AttraktivitÙ†t des Reiselandes am besten bezeugt. Nicht zuletzt wurden Entwicklungsprojekte von Investoren (Dubai International Properties sowie Orascom Hotels and Developments) vorgestellt, die in Partnerschaft mit dem omanischen Staat getÙ†tigt werden. Wie die PrÙ†sentationen zeigten, ist der Oman auf dem Wege, sich im internationalen Tourismus als Premium Anbieter zu positionieren und dies mit besten Aussichten, dass die Prinzipien der Nachhaltigkeit und AuthentizitÙ†t gewahrt bleiben. Herr Heiko Achillis von der Dubai International Properties stellte ein Projekt in Yiti, 50 Kilometer südlich von Maskat gelegen, vor. Bestehend aus einem Hotel, Chalets und FeriendÙrfer soll hier eine organisch wachsende Ferienanlage entstehen, in der eine authentische Architektur gewahrt ist. Herr Sawiris, PrÙ†sident der Orascom Hotels Development, prÙ†sentierte vier Projekte. ZunÙ†chst ging Herr Sawiris auf ein geplantes Projekt in Salalah in der fast subtropischen Weihrauchregion Dhofar ein. Bei den diversen Hotels und Apartments wird eine Synthese aus den natürlichen Gegebenheiten und dem omanischen, kulturellen Erbe hergestellt. Hierauf folgten das 40 km von Maskat gelegene Seifa- und das Al-Qurm-Maskat Projekt mit Hotelanlagen und Chalets. Ein Ù†uÙƒerst exklusives Projekt ist auf der El Soda Insel geplant. Auf der nur für dieses Projekt ausgewiesenen Insel werden nicht mehr als 20 individuelle Strand-Villen errichtet.
Deutschland - eine attraktive Tourismusdestination für die arabische Welt
Der Doyen des arabisch-diplomatischen Corps und Botschafter des KÙnigreiches Bahrain, S. E. Herr Adel Yousef Sater unterstrich in seiner Rede über die Rolle des Tourismus, die überragende Bedeutung von Frieden und Gerechtigkeit für die Entwicklung der Region und die MÙglichkeiten des Tourismus als Beitrag zur VÙlkerverstÙ†ndigung. Den GruÙƒ des Bundeswirtschaftsministers Glos überbrachte Ernst Hinsken, Beauftragter der Bundesregierung für Tourismus und Mitglied des Bundestages. Herr Hinsken hob die hervorragende Rolle des Tourismus als „Leitindustrie der Zukunft“ hervor. Er verwies auÙƒerdem auf die hohe AttraktivitÙ†t Deutschlands für den arabischen Tourismus und lud zur FuÙƒball-Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland ein.
Dialog zwischen arabischen Politikern und Tourismuswirtschaft
Zweiter Programmpunkt war eine Diskussion mit Vertretern aus Politik und Tourismuswirtschaft. Schwerpunktthemen waren das Destinationsmanagement, Ùffentlich-private Partnerschaften, Tourismusprojekte und neue Trends im Tourismus der arabischen LÙ†nder. Als letzter Punkt wurde das Krisenmanagement und die Rolle der Medien bei der Wahrnehmung der arabischen Welt angeschnitten. Moderiert wurde die Diskussion durch Dr. Erich Kaub, PrÙ†sidiumsmitglied der Ghorfa und Vorsitzender der Entwicklungs- und Investmentgesellschaft GATO AG. Zu dem Diskussionsforum konnte die Ghorfa die Minister für Tourismus, S. E. Herrn Dr. Saadallah Agha al Kalaa aus Syrien, S. E. Herrn Munir Nasser aus Jordanien und S. E. Herrn Joseph Sarkis aus dem Libanon, den jemenitischen Minister für Tourismus S. E. Herrn Nabil al-Faqih und aus dem Sudan den Minister S. E. Herr Josef Malwal Dong gewinnen.
Das Krisenmanagement in der arabischen Tourismusbranche
Im Tourismus müssten Anstrengungen unternommen werden: Das gelte insbesondere bei der Vermarktung, aber auch - so der syrische Minister für Tourismus – hinsichtlich einer transparenten und unverzüglichen Informationspolitik für die Touristen. Wichtig sei es hierbei im Falle einer Krise nicht pauschal die Region als Krisenregion zu definieren, sondern offen darzulegen, in welchen Gebieten eine Reisewarnung zu gelten hat und wo eine hohe Sicherheit gegeben ist. Der jordanische Minister meinte in diesem Zusammenhang, dass der innerarabische Tourismus sinkende Reisezahlen aus Europa in FÙ†llen von Negativschlagzeilen zu kompensieren vermag. Dr. Peter Knappich (GeBeCo-Tui) – hob die Bemühungen der Tui hervor, die Touristen über die Sicherheitslage in den verschiedenen Destinationen zu informieren. Auf das Krisenmanagement der Lufthansa AG ging Herr Peter SchnÙlzer ein und bekannte sich zum Engagement der Lufthansa für die arabische Region. Die Minister Jordaniens, Libanons, Yemens und Syriens hoben in der Diskussion die Bedeutung des Tourismus als MÙglichkeit der Begegnung zwischen den Menschen hervor: dies sei, so die einhellige Meinung, ein zentrales Anliegen der Reisenden in die arabischen LÙ†nder.
Imposante Wachstumsraten der Tourismusbranchen und die Notwendigkeit zur Nachhaltigkeit
Seitens der UNWTO (World Tourism Organization) referierte der stellvertretende GeneralsekretÙ†r Herr Taleb Rifai über die imposante Entwicklung der arabischen Tourismusbranche mit Wachstumsraten von 20 Prozent im Jahre 2005. Er wies allerdings auf den, im internationalen Vergleich noch immer relativ geringen Stellenwert der Region für den Tourismus hin. Herr Rifai ging des Weiteren auf die Notwendigkeit ein, den Tourismus zu einem Bestandteil der ArmutsbekÙ†mpfung zu machen. Hierbei spielen ethische MaÙƒstÙ†be - auch in der Privatwirtschaft - eine wichtige Rolle. Die GTZ wurde durch Herrn Klaus Lengefeld vertreten. Dieser begrüكte, dass der Begriff und das Konzept der Nachhaltigkeit mittlerweile auch in der Tourismusbranche bekannt und anerkannt ist. Dabei geht es um eine soziale und Ùkologisch vertrÙ†gliche und gleichzeitig gewinnbringende Gestaltung des Tourismus. Indem die vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereiche berücksichtigt werden, kann Tourismus einen wichtigen Beitrag zur ArmutsbekÙ†mpfung liefern. Herr Nahas, PrÙ†sident der Nahas Group (Syrien), machte in diesem Zusammenhang auf die Rolle des Tourismus für die Entwicklung von Gebieten, die auÙƒerhalb der jeweiligen Ballungszentren liegen, aufmerksam.
Kein Kampf der Kulturen
Ulrich Rüter vom Deutschen Tourismusverband distanzierte sich als Vertreter der deutschen Tourismuswirtschaft ausdrücklich von dem Begriff „Kampf der Kulturen“, auch wenn es Streitpunkte gebe. Hinsichtlich der politischen Entwicklungen im Nahen Osten wurde seitens der arabischen Politiker auf die Notwendigkeit hingewiesen, über die Probleme des Nahen Ostens transparent und ohne doppelte Standards zu berichten. Der libanesische Minister Sarkis hob besonders die Verantwortung hervor, sich dem Terrorismus zu stellen und bemerkte, dass viele der bestehenden Probleme in der Region von den Medien nicht aufgegriffen werden. Der Tourismusminister aus dem Jemen, Nabil al-Faqih, meinte hierzu, dass ein sicheres Einkommen auch aus der Tourismusbranche dazu beitragen kann, den Terrorismus zu bekÙ†mpfen. Herr Walid Chmait Tourismusexperte der Al-Iktissad Wal-Aamal Gruppe aus dem Libanon betonte, dass die Medien eine grÙÙƒere Verantwortung bei einer ausgeglicheneren Berichterstattung über die Region übernehmen sollen. Zugleich hob er hervor, dass andererseits die arabischen Medien sich auch mehr für die Tourismusattraktionen in der arabischen Welt interessieren sollten.
Tourismus als BegegnungsstÙ†tte zwischen den Kulturen
Einigkeit bestand darüber, die inneren Hürden beim Binnenverkehr für arabische und nicht-arabische Touristen abzubauen. In diesem Zusammenhang machte der jemenitische Minister auf die ErschlieÙƒung der Weihrauchstrasse als interarabisches Tourismusprojekt aufmerksam. Der Minister für Tourismus aus Jordanien Herrn Munir Nasser betonte, dass es nicht ausreiche nur Touristenzentren zu errichten und aus diesem Grund im jordanischen Tourismus-Konzept der Erlebniswert für den Besucher erhÙht werden soll. Der libanesische Tourismusminister Herr Joseph Sarkis ging auf die Region als Ort der Begegnung zwischen den Kulturen, aber auch der Weltreligionen ein. Tourismus in der arabischen Welt so der syrische Minister sei mehr als Strandurlaub, vielmehr biete er einen breiten kulturellen Horizont. ؤuÙƒerst interessant waren die Ausführungen des sudanesischen Ministers Herr Malwal Dong. Dieser betonte die Notwendigkeit, den inneren Friedensdialog im Sudan fortzusetzen. Der Minister verwahrte sich gegen ein negatives „Image Branding“; weite Teile des Sudans seien Ù†uÙƒerst sicher, wobei der Sudan mit 89 Pyramiden, TauchsportmÙglichkeiten in Port Sudan sowie Natur- und Tiererlebnisreisen ein breites touristisches Potential aufweise. In der Diskussion wurde seitens von Vertretern der Wirtschaft günstigere Investitionsbedingungen gefordert. Zur Zusammenarbeit zwischen dem Staat und dem Privatsektor meinte Minister Nasser, dass in Jordanien der Staat eine zentrale Rolle für die touristische Entwicklung des Landes spielt, auch für die FÙrderung des Privatsektors. Minister Joseph Sarkis hob die Rolle des Internets für die Vermarktung des Tourismus hervor und erlÙ†uterte, dass der Libanon diesen Trend unterstützt.
Die Konferenzteilnehmer Ù†uÙƒerten sich durchweg positiv über das Diskussionsforum und die gebotenen MÙglichkeiten, Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen.. |