Als Gewinner im Ziel des "Ironman Contest" schwingt Faris Al-Sultan die bayrische Fahne mit Münchener Stadtwappen
(www.qantara.de) Die Fahne ist sofort aufgefallen, die Faris Al-Sultan dabei hatte, als er die Ziellinie am Alii Drive von Kona auf Hawaii überquerte. 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einen Lauf von 42,195 Kilometern hatte er gerade als Schnellster in 8:14:17 Stunden hinter sich gebracht, was ihn zum dritten deutschen Gewinner in der Geschichte des Ironman, des schwersten Triathlons der Welt, machte und zu einer neuen Leitfigur der Ausdauersportler.
Seine Jubelpose schmückte er nicht mit Schwarz-Rot-Gold, sondern mit dem blauweiكen Rautenbanner seiner Heimatstadt München. Vor Jahresfrist, als er an gleicher Stelle Dritter geworden war, hatte er auch schon so eine Fahne geschwenkt, und damals hat ihm das mancher als PR-Gag ausgelegt:
Al-Sultan, 27-jنhriger Sohn eines Irakers, wohnhaft bei den Eltern im Stadtteil Moosach, schien sich als Lokalpatriot abheben zu wollen. Doch Faris Al-Sultan will mehr. Er sagt: "Meine Person steht für Integration von Auslنndern in Deutschland."
Offensiv gegen Doping
Die Moral ist ihm wichtig. Fast demonstrativ lebt er seine Bodenstنndigkeit, etwa als Mitglied einer Münchner Laufgruppe oder Student der Geschichte und Kultur des Nahen Ostens an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universitنt.
Zu seinen Themen gehÙrt auch die Kommerzialisierung seines Sports, die er etwas zu heftig findet. Und damit unterscheidet er sich stark von den anderen deutschen Triathlonprofis, vom Vorjahressieger Normann Stadler zum Beispiel, der sich schon früh professionell vermarkten lieÙƒ.
Die Moral dient Faris Al-Sultan aber auch als Schutz gegen den bÙsen Verdacht, dem sich jeder erfolgreiche Ausdauersportler ausgesetzt sieht. Das Thema Doping versucht er offensiv anzugehen, indem er Ùffentlich kritisiert, er werde zu wenig kontrolliert, oder sich über Widersprüche im Antidopingkampf wundert.
Auf seiner Internet-Seite gibt es einen Link "Faris Al-Sultan über Doping". Darin heiكt es: "Illusionen über einen sauberen Profisport mache ich mir allerdings nicht (mehr)."
Vom Deutschen Meister zum Champion
Seine Sportkarriere verlief stetig, und sie begann früh. Als 16-Jنhriger lief er seinen ersten Marathon; mit gefنlschter Altersangabe, weil er nach den Regeln noch zu jung war für die Belastung eines 42,195-Kilometer-Laufs.
Seinen ersten Ironman überstand er mit 19; auf Lanzarote, weil das Mindestalter für Langdistanz-Triathleten in Deutschland damals bei 21 lag. 2000 wurde er zum ersten Mal deutscher Meister. Bald handelte man ihn als kommenden Nachfolger alternder Siegertypen wie Jürgen Zنck oder Thomas Hellriegel.
Deshalb ist auch sein Erfolg auf Hawaii keine ـberraschung. Im Frühjahr war er eigens zu einem kleineren Ironman nach Arizona gereist, um das Gefühl des Sieges zu spüren. Es gelang. Nun hat er sich endgültig in den Rang eines Champions gerückt, und die Popularitنt, die daraus für ihn erwنchst, wird Faris Al-Sultan bei aller Bescheidenheit bestimmt auch genieكen.
Denn PopularitÙ†t hat ihre Vorteile, zum Beispiel im Studium. Einmal kam er zu spÙ†t zum HebrÙ†isch-Kurs. Er wollte sich entschuldigen, aber das musste er gar nicht. Der Professor sagte, er habe von ihm in der Zeitung gelesen.
Thomas Hahn
© Süddeutsche Zeitung 2005
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