Noch trotzt der heimische Tourismus der großen Krise. Die Buchungslage für den Winter sei gut, von „Jobmotor" und „stabilem Pfeiler der Wirtschaft" ist die Rede. Zu meinen, man könne sich von der Wirtschaftslage entkoppeln, sei aber „naiv", meint ÖGB-Arbeitsmarktsprecher Rudolf Kaske anlässlich des zweiten Gipfels zum Tourismus-Arbeitsmarkt.
Schon 2009 könnten die Jobs in der Branche weniger werden. Das Institut Synthesis hat für das AMS drei Szenarien entwickelt: Im besten Fall, wenn Österreich und die Länder, aus denen die meisten Urlauber kommen, massiv die Konjunktur anheizen, würde es nächstes Jahr 1900 Arbeitsplätze mehr im Tourismus geben.
Das zweite und wahrscheinlichste Szenario geht von 2500 Jobs weniger in der Branche aus. „Kein Oberschenkelhalsbruch, nur eine Delle", meint Kaske. Im schlechtesten Fall, wenn die Herkunftsmärkte einbrechen, wären 7200 Arbeitsplätze weg. Zum Vergleich: 2007 waren im Tourismus knapp 169.000 Menschen beschäftigt, die Zahl ist in den vergangenen Jahren konstant gewachsen.
Hans Schenner, Obmann der Sparte Tourismus der WKÖ, mache sich über die Wintersaison „keine Sorgen", sagt er. „Die Branche hat noch jede Delle überlebt", so der Hotelier. Er appelliert nun an die Regierung, das Budget der Österreich Werbung um 20 Prozent auf 60 Mio. Euro aufzustocken. Die Kammer würde das mitfinanzieren. Österreich hat im Krisen- und Sparklima auch Chancen: Wenn bei Flugreisen gespart wird, könnte man den Urlaubern Österreich als Alternative schmackhaft machen. Daher müsse man nun auf den nahen Märkten kräftig werben, so Schenner.
Bis 2020 wird es knapp
Der Bedarf an qualifiziertem Personal wird im Tourismus weiter wachsen. Vor allem bei Köchen, Kellnern, Rezeptionisten, Sport- und Wellnesspersonal, prognostiziert das Wifo. Während es in den nächsten ein, zwei Jahren am touristischen Arbeitsmarkt noch einen „Überschuss" an Arbeitskräften gibt, komme es bis 2020 zu Knappheiten. Die Branche hat schon jetzt Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. AMS und Betriebe setzen nun auf eine Qualifikationsoffensive. Mehr als 500 Menschen wurden heuer weitergebildet, 2009 sollen es fast doppelt so viele sein. Das Angebot reicht von der Fortbildung zum Sommelier über Sprachkurse bis zur Schulung zum Pilates-Trainer. Ohne Saisonniers werde man trotzdem nicht auskommen, sagt Schenner.
Die Gewerkschaft fordert höhere Einkommen, um die Branche attraktiver zu machen. Die Wifo-Studie, die auf Daten von 3200 Betrieben beruht, hat allerdings gezeigt, dass mehr als jeder zweite Tourismusmitarbeiter über dem Kollektivvertrag bezahlt wird, im Schnitt um 17 Prozent.
Dazu kommen Trinkgelder, oft freie Kost und Logis. „Wir räumen mit dem Märchen auf, schlecht zu zahlen", so Schenner. Kaske reicht das nicht. „Bei Kollektivvertragslöhnen von 1133 bis 1725 Euro brutto sind knapp 20 Prozent mehr kein Grund zum Jubeln."
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